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Der Herr ist auferstanden! Ja, er ist wahrhaftig auferstanden! - Ostersonntag 2020

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt

 

seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich. Markusevangelium 16, 1-9

 

 

 

Der Herr ist auferstanden! Ja, er ist wahrhaftig auferstanden!

 

 

 

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

 

auf diesen Gruß, der seit Jahrhunderten uns Christen bei Ostersonntag begleitet, hätten wir damals, zur Zeit der ersten Jünger und Jüngerinnen vergeblich gewartet.

 

 

 

Unsere Ostergeschichte zeigt, wie anders damals Ostern war.

 

 

 

Gleich in der Früh nach dem Sabbat gehen drei traurige Frauen zum Grab. Ihre Trauer ist noch frisch, ihre Augen schauen auf den Boden. Sie machen sich Sorgen – denn sie wollen den Verstorbenen balsamieren - kommen aber gar nicht zu ihm. Vor dem Grab steht ein großer Stein, der das Grab vor wilden Tieren schützt. Eigentlich ist ihr Weg zum Grab sinnlos, doch irgendwie hoffen sie auf etwas... Auf ein Wunder vielleicht.

 

 

 

Erst wenn die Frauen aufschauen, merken Sie, dass ihnen nichts im Weg steht.

 

 

 

Der Stein wurde entfernt. Ihr Weg zum Messias ist frei. Schon am Freitag, als Jesus am Kreuz starb, ist der Vorhang im Tempel zerrissen. Der Vorhang, der das Allerheiligste von den Menschen trennte und dadurch die Menschen von Gott weggehalten hat.

 

 

 

Der Vorhang war das erste Zeichen, dass das Opfer Jesu die Trennung zwischen Mensch und Gott überwunden hat. Und jetzt der Stein.

 

 

 

Es steht uns nichts mehr im Weg.

 

 

 

Und das ist entscheidend für die Ostergeschichte. Der Weg zu Gott ist frei!

 

 

 

Dass die Frauen erst später dem Auferstandenen begegnet sind, zeigt wieder eine andere Tatsache unseres Lebens. Nämlich, dass, wenn der Mensch sich auf den Weg macht, auf die Suche nach dem Auferstandenen, kann es passieren, dass er ihm ganz anders begegnet als ursprünglich geplant. Das Markusevangelium ist da ein guter Zeuge.

 

 

 

Es ist das älteste der vier Evangelien und relativ ‚mundfaul‘. Es wurde geschrieben ca. zwanzig bis vierzig Jahre nach der Auferstehung. Manche der damaligen Augenzeugen lebten noch und viele Menschen haben die Geschichte direkt von anderen Augenzeugen erzählt bekommen. Der Autor hatte also eine nüchterne, unbeschönigte Version des damaligen Geschehens.

 

 

 

Die Auferstehung ist ein großer Grund zur Freude. Viele Maler haben versucht die Herrlichkeit des Augenblicks zu erfassen, viele Musiker versuchten sie durch die Töne zum Ausdruck zu bringen.

 

 

 

Doch unsere drei Frauen, die als erste dabei waren, zittern. Sie haben Angst. Eine Begegnung mit der himmlischen Welt muss nicht zwingend gleich einen Jubel hervorrufen. Ob Mose, kniend vor dem brennenden Busch jubelte? oder Apostel Paulus, als er durch den auferstandenen Christus geblendet wurde, lachte? Eher nicht.

 

 

 

Die Begegnung mit der Heiligkeit Gottes lässt uns vielleicht nicht in ein theatralisches Klatschen ausbrechen, aber sie ändert das Leben nachhaltig positiv. Die Begegnung bringt Glück, das von innen Wärme gibt, Frieden, der uns standfest werden lässt, gibt dem Leben einen guten Sinn und eine Freude, die von der äußeren Welt unabhängig ist – beziehungsweise die äußere Welt noch bereichern kann.

 

 

 

Wir wissen, wie es weiter ging. Niemand wollte der Auferstehung Christi vertrauen. Die Frauen nicht, die Jünger nicht, seitdem haben wir sogar den ‚ungläubigen Thomas‘. Alle diese Menschen zeigten etwas wunderbares – nämlich kritisches Denken. Sie wollten sich überzeugen. Und alle haben sich tatsächlich überzeugt.

 

 

 

Dann konnten sie selbst fröhlich erzählen was sie gesehen und erlebt haben. Und das nennen wir heute das ‚Evangelium‘ (frohe Botschaft). Die Botschaft lautet: Das Reich Gottes ist unter uns und ist für jeden Menschen offen.

 

 

 

Und die Freude, die wir heute so ein bisschen mit den ganzen Schokohasen und Schokoeiern vernebeln, verbreitet sich von Herz zu Herz. Durch Worte und durch Taten.

 

 

 

Das ist Ostern für die Kirche. Freude trotz Trauer. Vertrauen trotz Angst und sich auf den Weg machen in dem Vertrauen, dass der Auferstandene uns zur richtigen Zeit begegnet.

 

 

 

Heute, in der Zeit der Coronavirus-Pandemie, bleiben die Kirchen über Ostern geschlossen. Unser Leben hat sich innerhalb weniger Tage dramatisch verändert und das, was wir für stabil gehalten haben, wackelt.

 

 

 

Der Engel sagt den erschrockenen Frauen: entsetzt euch nicht! Dies gilt auch für heute. Entsetzt euch nicht. Lebt in Frieden und lebt mit Gott. Mit Gott zu leben bedeutet auch: liebevoll mit anderen Menschen umzugehen.

 

 

 

So, wie uns vergeben wurde, zu vergeben und so, wie wir geliebt werden, zu lieben – innerlich und auch äußerlich, mit Taten.

 

 

 

Und in die Zeit der Verunsicherung und Sorgen kommt deutlich klar die Botschaft:

 

Der Herr ist Auferstanden! AMEN

 

 

 

Frohe Ostern wünscht Ihnen Ihre Pastorin z.A. Martina Lukešová

 

 

 

GEBET:

 

Herr Jesus Christus,

bis heute ist es schwer zu fassen, was damals am Ostersonntag geschehen ist.

Wir sind dankbar für dein Opfer und dankbar, dass du uns den Weg zum Gott,

unserem Vater, geöffnet hast. Danke, dass wir es dir wert waren und sind.

Herr Jesus Christus,

die Freude über deine Auferstehung verdunkelt in uns die Sorge und Angst vor

der neuen Krankheit, die die Welt im Schach hält. Wir rufen um Hilfe: für die

Erkrankten, für das Personal in Krankenhäusern, für die Pflegekräfte, für die

Verkäuferinnen und Verkäufer, für die Feuerwehr, für alle, die sich nicht in erster

Linie um ihre Sicherheit kümmern können, sondern sich um uns kümmern und

für uns arbeiten.

Herr Jesus Christus,

lass uns die Nächstenliebe zum Ausdruck bringen können durch das zu Hause

bleiben, durch das Rücksicht nehmen, durch das Helfen den Gefährdeten.

Herr Jesus Christus,

wir denken an unsere Geschwister in allen Ländern. Vor allem in den Ländern,

wo sie verfolgt und getötet werden. Stärke ihren Glauben und steh ihnen bei,

wenn sie verhört, verhöhnt und umgebracht werden.

Herr Jesus Christus,

wir bitten dich für Menschen, die Macht ausüben. Berühre ihre Herzen, damit

sie im Interesse der Menschen handeln, die ihnen anvertraut sind.

Wir vertrauen auf deine Gnade.

AMEN

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