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Andacht@Home zum Sonntag Kantate

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Und als Jesus schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.

Lk 19,37-40

Liebe Kirchengemeinde, liebe Freunde,

 

für heute ist der Sonntag des Gesangs vorgesehen, nach dem Vers aus Psalm 98,1: Cantate Domino canticum novum (Singt dem HERRN ein neues Lied).

 

Man könnte sagen, dass dies eine Zumutung ist, dieses Kantate, da gerade jetzt die Chöre nicht üben und singen dürfen, im Gottesdienst darf man gemeinsam nicht singen – wie sollen wir dann mit dem Aufruf: ‚Singt dem HERRN ein neues Lied‘ umgehen?

 

Vielleicht schauen wir einfach, wie diese Aufforderung überhaupt gemeint ist. Die Psalmen sind im eigenen Sinn auch Lieder/Gesänge, in denen der Psalmist sich an Gott wendet. Und er sagt: Singet dem Herrn ‚schir chadasch‘ (schir=Lied, chadasch=neu, hebr. שִׁיר חָדָשׁ ). Das Wort chadasch bedeutet nicht nur neu im Sinne von ‚neu entstanden‘, sondern auch ‚frisch, erfrischend‘ und sogar ‚wiederbelebt‘. Es geht nicht darum, ein neues Lied zu komponieren, einzustudieren und dann endlich zu singen. Es geht um das Authentische und darum, sich Gott immer neu/aufs Neue zu widmen. Die Lieder der Bibel werden oft Gott zur Ehre gesungen (z. B. Marias Lobgesang, Zacharias Lobgesang, Hannas Lobgesang). Gesang bringt zum Ausdruck, womit das Herz gefüllt ist. Ob es Freude ist, Dankbarkeit, Glücksgefühle, Liebe oder eben Trauer, Angst, Einsamkeit und Verzweiflung. Das alles kann man mit einem Lied zum Ausdruck bringen.

 

Gerade in schweren Zeiten ist es wichtig, nicht zu verstummen. Nicht nur der Mund, sondern vor allem das Herz soll nicht verstummen oder zum Schweigen gebracht werden. Es soll Gott jeden Tag ein neues Lied singen. Sich jeden Tag an ihn wenden und dadurch entsteht auch jeden Tag das ‚Lied‘ neu.

 

Der Theologe und Kirchenlieddichter Paul Gerhardt ist ein großes Vorbild für den Sonntag Kantate. Sein Leben wurde gezeichnet durch sehr viele schmerzhafte Verluste (er verlor im frühen Alter seinen Vater und seine Mutter, an Pest auch seinen Bruder, später seine 4 kleinen Kinder und auch Ehefrau).

 

Und gerade er hat die schönsten Loblieder Gott zur Ehre geschrieben und seine Herrlichkeit besungen. Sein Leid hat ihn nicht zum Verstummen gebracht, sein Leid hat die Reinheit seiner Seele enthüllt.

 

Manchmal werden Menschen durch andere Menschen zum Schweigen gebracht. Durch kleine boshafte Bemerkungen, durch Spott, durch endlose Beanstandungen. Man verliert den Mut zum Singen, zum ‚Sich-Zeigen‘. Man verstummt. Dies will dieser Sonntag durchbrechen. Niemand soll schweigen müssen.

 

Der Bibeltext oben über Jesus, der nach Jerusalem kommt und über die Menschen, die ihn begrüßen, zeigt eine schöne und eine unschöne Seite der Begegnung mit dem Retter. Die schöne Seite sind die begeisterten Rufe, vielleicht auch Gesänge, fröhliches ‚Geschrei‘. Die laute Wertschätzung dessen, dass Gott uns Menschen in seiner Liebe bedacht hat und seinen Sohn sandte, um uns Menschen zu retten. Die andere, ziemlich hässliche Seite der Geschichte ist die verlangte ‚Zurechtweisung‘ durch die Pharisäer. ‚Weise deine Jünger zu Recht‘ hört sich erst richtig an, ist aber auch voll Verbitterung und Ablehnung. Die Menschen sollen ihre Freude nicht zum Ausdruck bringen dürfen und Jesus selbst hat dafür zu sorgen. Er selbst soll die Freude ersticken. Seine Antwort gibt mir zu denken: Wenn diese (Menschen) schweigen werden, so werden die Steine schreien.

 

Erinnern Sie sich noch an die traurige Geschichte von Kain und Abel? Nachdem Kain seinen Bruder Abel aus Eifersucht getötet hat, sagt Gott zu ihm: ‚Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde.‘ Abel wurde von seinem Bruder durch den Tod zum Schweigen gebracht, doch Gott hörte den Klageschrei über dieses Unrecht.

 

Ob musikalisch oder nicht, ob jung oder alt, jeder von uns kann Gott ein neues Lied singen: mit Melodie oder einfach mit Worten und Taten.

 

Lassen Sie sich beim Lob Gottes nicht zum Schweigen bringen!

Mit herzlichen Grüßen Ihre Pastorin z. A. Martina Lukešová

Lied: Du meine Seele, singe von Paul Gerhardt

 

1) Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem,

welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn.

Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd;

ich will Ihn herzlich loben, solang ich leben werd.

 

2) Wohl dem, der einzig schauet nach Jakobs Gott und Heil!

Wer dem sich anvertrauet, der hat das beste Teil,

das höchste Gut erlesen, den schönsten Schatz geliebt;

sein Herz und ganzes Wesen bleibt ewig ungetrübt.

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